Am kommenden Samstag, den 9. November, lädt die AfD in den Kaisersaal des Hamburger Rathaus, um den 30. Jahrestag des Mauerfalls groß zu feiern. Der 9. November ist ein Datum, das in der deutschen Geschichte sehr unterschiedlich besetzt ist: Revolution 1918, Hitler-Putsch 1923, Pogromnacht 1938 und Mauerfall 1989. Dass die AfD ausschließlich Letzteres feiert und vor allem vergessen machen möchte, dass erst die Verbrechen und der Krieg der Nazis die Ursache der Teilung Deutschlands waren, ist skandalös. Als einziger Redner wird ausgerechnet der völkisch-nationalistische Alexander Wolf sprechen. Ihn qualifiziert, laut Ankündigung, dass er „selbst die ersten zwölf Jahre seines Lebens im Unrechtsstaat DDR aufgewachsen“ sei.
Mauerfall feiern – Opfer des Faschismus vergessen?
Am 9. November vor 81 Jahren brannten die Synagogen und organisierte Nazi-Schlägertrupps zerstörten jüdische Wohnungen und Geschäfte. Tausende Jüdinnen und Juden wurden verhaftet, misshandelt und umgebracht, Zehntausende deportiert. Heute ist es antifaschistische und auch staatsbürgerliche Pflicht, daran zu erinnern. Das Rathaus gehört aber diesmal einem Abgeordneten, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Antifaschismus endgültig zu entsorgen.
Bis von einigen Jahren wurde im Rathaus anlässlich des 9. Novembers jeweils eine gut besuchte „Nacht der Jugend“ veranstaltet, bei der an die Verbrechen der Reichspogromnacht erinnert und die sich daraus ergebenden antifaschistische Lehren diskutiert wurden. Die anderen Parteien sollten zu dieser Praxis zurückkehren, um der AfD diesen symbolischen Tag im Rathaus zu nehmen und Geschichtsrevisionismus verhindern.