Von AfD-Watch Hamburg 22.November 2023
Ein älteren Artikel zur ehemaligen Jungen Alternative (JA) Hamburg befindet sich hier
Die Aktivitäten der JA wurden in Hamburg 2019 eingestellt, da die bundesweite Beobachtung der Jugendorganisation durch das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) drohte. Im August 2021 schrieb die JA-HH dann „Nach über zwei Jahren der Inaktivität werden wir nun von Neuem anfangen und die Jugendorganisation der Alternative für Deutschland in Hamburg wieder aufbauen … Jazlynn Schröder als Vorsitzende ist das neue Gesicht der JA Hamburg.“
Der Vorstand des Hamburger AfD-Landesverbandes hatte sich im März 2019 von der vom Verfassungsschutz im Bund als „Verdachtsfall“ eingestuften Jungen Alternative (JA) losgesagt. Die dazu nötige Änderung der Landessatzung, die eine Bindung an die Jugendorganisation enthielt, wurde damals vom Landesparteitag mit Zweidrittelmehrheit beschlossen. Zugleich wurde der Vorstand ermächtigt, über eine mögliche neue Jugendorganisation zu entscheiden. Landeschef Dirk Nockemann hatte vor den gut 100 Parteitagsmitgliedern für die Satzungsänderung geworben. „Wir wollen auf Gruppierungen, die uns nutzen oder schaden können, einen gewissen Einfluss haben.“ In der Hamburger AfD wurde damals die Neugründung eines Jugendverbandes auch unter einem neuen Namen erwogen.
Rekonstituierung trotz geheimdientlicher Beobachtung
Entgegen der Überlegungen in Partei, Vorstand und den damaligen Distanzierungen von Dirk Nockemann erfolgte die Wiederbelebung der JA-HH 2021 unter dem gleichen Namen, auch der Facebook-Account ist derselbe, wie der der alten JA-HH. Dies kann als weiterer Beleg dafür gelten, dass die Hamburger AfD sich zunehmend radikalisiert und früher noch vorhandene Distanz zu offen völkischen Strömungen innerhalb und außerhalb der Partei aufgibt. Denn: Seit dem 15. Januar 2019 beobachtet das BfV die JA auch mit geheimdienstlichen Mitteln, wie V-Personen und Abhören von Telefonaten oder Sicherung der sonstigen Telekommunikation. Seitdem ist die JA bundesweit Verdachtsfall bezüglich rechtsextremistischer Bestrebungen beim BfV. Zuvor wurden Chatnachrichten an Medien lanciert, in denen JA-Mitglieder die „Hinrichtung“ von Ministern forderten. So wurden 2019 der FAZ Chatverläufe aus dem hessischen Landesverband zugespielt. Dort soll das Landesvorstandsmitglied Elliott Murray in einer Chatgruppe die Todesstrafe für Politiker gefordert haben, „die ihr Volk verraten“.
Mehrere Landesverbände der JA gelten den Geheindiensten sogar als „gesichert rechtsextremistisch“. Der Bundesvorsitzende der JA Hannes Gnauck wurde vom Militärischen Abschrimdienst wegen seiner rassistischen Hetze als „Extremist“ eingestuft. Stellvertretender Vorsitzender der Bundes-JA und früherer Landesvorsitzender der Hamburger JA ist der gebürtige Hamburger Tomasz Froelich. Er hielt beim Bundesparteitag der AfD 2023 mit eine radikalen Rede unter dem Titel „Wir sind rechts und das ist auch gut so“ und wurde auf den 12. Platz der Wahlliste zur Europawahl gewählt. Er bezeichnet sich trotz der Kandidatur als „antieuropäisch“. Froelich ist ein großer Sympathisant Russlands und bezeichnet es als „wunderschönes Land mit tollen Leuten, gutem Wodka, ansehnlichen Frauen, einer reichen Kultur und noch reicheren Oligarchen, das von seinen Sympathisanten oft romantisch verklärt und von seinen Gegnern nicht verstanden wird.“ Tomasz Froelich gibt bei der Plattform LinkedIn an, Sprecher der Deutschen Delegation der Fraktion „Identität und Demokratie“ im Europäischen Parlament zu sein. Diese ist in Teilen rechtsextrem. Er saß laut Aussagen der AfD schon mit Marie Le Pen und Matteo Salvini am Verhandlungstisch und bringe sehr viel Erfahrung mit. Er spielte früher beim VfL 93 als Mittelstürmer und gehörte auch als Nationalspieler der U18 aus Polen an.