AfD-Fraktionschef Wolf fördert Immobilie der extremen Rechten

Alexander Wolf ist Alter Herr der völkischen Burschenschaft Danubia. Dies ist seit 2015 bekannt. Und es ist auch bekannt, dass der bayrische Verfassungsschutz die aktiven Mitglieder dieser schlagenden Verbindung seit Jahren als rechtsextremistisch einstuft. Wolf betonte bisher, dass er ja nicht mehr zur Aktivitas gehöre und zu seiner studentischen Zeit die Danubia noch unterhalb der Beobachtungsgrenze agierte. Nun allerdings kommt heraus, dass er sich seit Jahren in einem Verein engagiert, welcher die Förderung und Finanzierung einer braunen Immobilie zum Ziel hat.

Bundesregierung listet Wolf´s Danuben-Haus

Im Januar 2018 antwortete die Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion der LINKEN mit dem Titel „Immobilien der extrem rechten und neonazistischen Szene in der Bundesrepublik Deutschland“, dass es von diesen zum damaligen Zeitpunkt 136 Objekte gab, davon 17 in Bayern und dort wiederum 2 in München. Bei der Immobilie im Postleitzahlbezirk 80802 München handelt es sich um das Haus von Wolfs Burschenschaft Danubia. Wie in der Antwort angeführt, hatten die Danuben das Haus 2016 erworben und waren von ihrer alten Adresse in der Möhlstraße in die Potsdamer Straße umgezogen. Bezüglich der aufgelisteten Objekte präzisierte die Bundesregierung: „Bei der Erfassung fanden nur Immobilien Berücksichtigung, bei denen Rechtsextremisten über eine uneingeschränkte grundsätzliche Zugriffsmöglichkeit verfügen, etwa in Form von Eigentum, Miete, Pacht … Weitere Erfassungskriterien sind die politisch ziel- und zweckgerichtete sowie die wiederkehrende Nutzung durch Rechtsextremisten“.

Bühne für Neonazis, Identitäre und neue Rechte

Das neue Danubenhaus, Veranstaltungsort der extremen Rechten in München.© Beowulf Tomek, wikimedia, CC BY-SA 4.0 .jpg

Seit den 1980er Jahren veranstaltet die Burschenschaft Danubia regelmäßig die „Bogenhausener Gespräche“, benannt nach dem Ort ihrer ehemaligen Residenz im Stadtteil München-Bogenhausen. Zu diesen Gesprächen waren unter anderem bekannte Köpfe der extremen Rechten wie Pierre Krebs und Günter Deckert eingeladen sowie der Holocaustleugner Wilhelm Stäglich. 1998 erregte ein Vortragabend mit dem späteren Holocaustleugner und ehemals linken Renegaten Horst Mahler Aufmerksamkeit. Bei anderen burschenschaftlichen Abenden und so genannten „Herrschaftsfreien Dialogen“ referierten auch der französische Vordenker der Neuen Rechten Alain de Benoist und der österreichische Rechtsterrorist Peter Kienesberger.

Auf der Seite des bayrischen Verfassungsschutzes kann man über die Vorgänge in dem Haus lesen: „Bei Veranstaltungen der Aktivitas treten seit Jahren auch Referenten aus dem rechtsextremistischen Bereich auf. Vor allem bestehen intensive personelle Verbindungen zwischen der Aktivitas und der IBD.“ (Identitäre Bewegung Deutschland)

Screenshot: IBD-Funktionär Zeilinger als Referent im Danubenhaus

Am 5. Juli 2019 referierte Sebastian Zeilinger im Danubenhaus über rechte Entwicklungshilfe für das syrische Assad-Regime. Zeilinger ist einer der wenigen Aktivisten der IBD, der öffentlich auftritt, 2016 war er deren stellvertretender Vorsitzender. Zuletzt wurde für den 21. November 2019 mit Thor von Waldstein ein ehemaliges Mitglied des NPD-Bundesvorstandes ans Rednerpult der Danubia geladen. Sozialwissenschaftler und Geheimdienstler bezeichnen von Waldstein als einen Vordenker der neuen bzw. nationalrevolutionären Rechten. Er schreibt bis heute Beiträge für diverse entsprechende Zeitschriften.

Alexander Wolf behauptete 2015 gegenüber dem Hamburger Abendblatt er „habe mit Hausverboten den Radikalen in dem Studentenbund entgegengewirkt“. Dies erscheint im heutigen Licht eher eine weitere Nebelkerze des Fraktionsvorsitzenden der AfD gewesen zu sein, um von seiner extrem rechten Vita abzulenken.

Wolf im Vorstand des Trägervereins

Screenshot: Ankündigung der Veranstaltung mit Thor von Waldstein im Danubenhaus

„Unsere Alten Herren … finanzieren auch unsere burschenschaftliche Arbeit und ermöglichen den Aktiven ein preisgünstiges Wohnen auf unserem Haus“, erläutert die Danubia auf ihrer Homepage. Die meisten Häuser von Studentenverbindungen gehören den jeweiligen Korporationen oder präziser gesagt deren sog. Haus- oder Wohnheimvereinen. Eingetragene Vereine verwalten diese, regeln die Mietverträge, die Finanzierung, mögliche Renovierungen, Käufe oder Verkäufe.

Bei der Burschenschaft Danubia gibt es gleich zwei zuständige Vereine. „Danubia e.V.“, früher „Möhlstraße 21 e.V.“, hat seinen Sitz in München und strebt laut Satzung keine Gemeinnützigkeit an. Anders der „Wohnheimverein von Fäustle e.V.“ mit Sitz in Hamburg, bei dem es in § 2 lautet: „Der Satzungszweck wird verwirklicht insbesondere durch die Unterhaltung eines Studentenwohnheimes in München“ und er verfolge „ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke“. Nepomuk von Fäustle war ein Alter Herr aus der Gründungszeit der Danubia. Der Verein wurde 2009 von sieben Alten Herren gegründet und Alexander Wolf saß die meiste Zeit als Schriftwart und stellvertretender Vorsitzender im Vorstand. Der erste Vorsitzende ist übrigens ein Burschenschafter mit sogenanntem Doppelband. Stefan H. ist Alter Herr der Danubia und auch Mitglied der geheimdienstlich beobachteten „Hamburger Burschenschaft Germania.“

Die Wohnheimvereine sind für Burschenschaften wichtig, weil sie gelegentlich öffentliche Gelder bekommen, vor allem aber die Beiträge der Alten Herren als gemeinnützig, also steuerfrei, kassieren können, mit denen dann wiederum günstiger Wohnraum für braune Burschen und Veranstaltungsorte der extremen Rechten unterhalten werden. Die Gemeinnützigkeit als einzelner kleiner Verein zu bekommen, ist jedoch eine aufwendige und schwierige Prozedur. Deshalb erlangen die meisten burschenschaftlichen Vereine ihre Gemeinnützigkeit über die Mitgliedschaft in dem wesentliche größeren Bonner „Verband für Studentenwohnheime e.V.“. Ob diese Praxis der Allgemeinheit tatsächlich nützt, darf allerdings bezweifelt werden, denn auch in diesem Verein sind fast ausschließlich männerbündische Korporationen organisiert. Frauen dürfen meist nicht Mitglieder von Verbindungen werden, in einigen gelten auch völkische Prinzipien, die ausländische Studierende fernhalten sollen.

Bürgerschaftskandidat Wolf spielte bei der Sicherung der Gemeinnützigkeit eine entscheidende Rolle: Er kümmerte sich um die Kontakte des Fäustle-Vereins mit dem Bonner Verband und suchte das persönliche Gespräch mit dessen Vorsitzenden Herrn R. Im Protokoll vom 17. 12. 2016 steht: „Der stellvertretende Vorsitzende und Schriftführer Alexander Wolf berichtet über seine Aktivitäten für den Wohnheimverein, insbesondere über die Kommunikation mit dem Finanzamt Hamburg und dem Verband für Studentenwohnheime in Bonn“.

Von der arisierten Villa ins neue Domizil

Diese Gespräche waren „mit dem Verkauf des Danubenhauses in der Möhlstraße 21“ erneut notwendig geworden, ebenso wie ein neuer Mietvertrag für „die neue Immobilie in der Potsdamer Straße 1a“. Die alte herrschaftliche Villa im gutbürgerlichen Münchner Stadtteil Bogenhausen wurde im Jahre 1901 für die aus dem Ruhrgebiet stammenden Eheleute Kaufmann gebaut. Im Jahre 1938 wurde den jüdischstämmigen Eigentümern ihr Haus genommen. Nachdem die Villa zwischenzeitlich einem Major der Wehrmacht und Widerstandskämpfer gegen die Nazis gehörte, erwarb es 1957 die Burschenschaft Danubia.

Im Februar 2016 beschloss die Mitgliederversammlung von „Danubia e.V.“ dann „das Anwesen Möhlstraße 21, München, sofort an den Kaufinteressenten mit dem Gebot von EUR 8 Mio. zu veräußern“. Für Wolfs Burschenschaft muss dies ein lukrativer Deal gewesen sein, denn das neue Haus, mit Schwimmbad und Nebengebäuden, ist zwar auch repräsentativ, liegt aber an einer vielbefahrenen Straße und dürfte weniger gekostet haben.

Wolf, der in Hamburg selbst in einem Haus an der Alster lebt, und dessen Ehefrau im Immobiliengeschäft tätig ist und gleichzeitig auch als Deputierte der AfD die Baubehörde kontrolliert, trat Ende 2016 als Schriftwart des Fäustle-Vereins zurück. Er blieb aber eines der wenigen Mitglieder. Nach eigenen Angaben habe er beruflich keine Zeit mehr, auch seine Abgeordnetentätigkeit dürfte zusätzliche Zeit einfordern. Er versicherte allerdings weiterhin „den Verein in rechtlichen Fragen zu beraten und bei Korrespondenz behilflich zu sein“. Wolf dürfte als Anwalt für Wirtschaftsrecht mit Schwerpunkt „Unternehmensgründungen und Umstrukturierungen“ also weiterhin für die Verwaltung des braunen Hauses in München eine wichtige Rolle spielen.